Nicht immer einfach

Mit neuem Besuch und neuen Freunden verliessen wir den paradiesischen Strand und wir bewältigten ein schwieriger Teil unserer Reise. Regen, Schlamm und Malaria machten uns das Leben schwer. Nach Sierra Leone war Liberia ein harter Brocken. So weit weg von Tourismus war ich wahrscheinlich noch nie. Trotz einigen Rückschlägen hatten wir eine grossartige Zeit und konnten jeder Situation ein Lächeln abringen.

Schon fast wie Zuhause

Ein Freund geht, ein anderer kommt. Schon kann ich mich über neuen Besuch freuen: Eine Freundin aus gemeinsamer Schulzeit entschloss sich mutig, mich ein Stück zu begleiten und ihre erste Reise ausserhalb von Europa zu wagen. Ich hatte aber noch einige Tage für mich, die ich mit Unterhalt meines Fahrzeuges und Einreichen von Visas verbrachte. In Freetown versuchte ich zum ersten Mal das Nigeria Visum zu erhalten, eines der berüchtigsten Visas in Afrika. Anstatt die Prozedur in der Stadt abzuwarten, schlug ich mein Lager wieder am Bureh Beach auf. Dies machte nicht nur mir das Warten einfacher, auch würde der Strand beim ersten Kulturschock meines Besuches helfen.

Blanco wurde von Ruth, Leon und Jim in Guinea-Bissau adoptiert

Am Strand traf ich zum ersten Mal seit dem Verlassen Marokkos wieder auf andere Reisende: Marteen und Nicole aus Holland in einem Land Rover, Leon und Ruth aus Grossbritannien auf einer Honda Africantwin und Jim aus Holland mit der Katze Blanco in einem Subaru. Typisch für Afrika gibt es nur wenige Langzeitreisende und darum läuft man sich hin und wieder mal irgendwo über den Weg, alle hab ich schon mal gesehen. Doch steckten wir alle zusammen im Visaprozess fest und verbrachten viel Zeit gemeinsam. Wir kochten und tranken zusammen, spielten Volleyball und angelten. Noch so langer Zeit am gleichen Ort und mit einem sozialen Umfeld, fühlte ich mich an diesem paradiesischen Strand schon fast wie Zuhause.

Aufbruch in den Regen

Kurzer Hand entschlossen wir, uns für die nächsten Länder zusammen zu tun. Unser erstes Ziel waren die Tiwai Islands, nahe beim Gola Regenwald. Unser Ziel war dort, wiedermal, Schimpansen zu finden, aber auch möglichst viele anderen Affenarten zu sehen. Wir campierten direkt am Fluss, machten Ausflüge in den Regenwald und genossen die Abgeschiedenheit. Das Wetter spielte nur mittelmässig mit: Langsam merkten wir, dass wir uns in einer der feuchtesten Regionen der Welt befinden, und dass mitten in der Regenzeit. Gut ausgerüstet liessen wir uns aber nicht entmutigen.

Ausblick auf Tiwai Island

Am zweiten Tag im Dschungel luden uns die Einheimischen ein, einen Europäer zu besuchen, der ein riesiges Stück Wald an der Flussmündung gekauft hat und nun sein Projekt aufbauen möchte. Der Engländer Des konnte sich irgendwie ein gigantisch grosses Stück Regenwald erwerben und versucht nun dort ökologisch Landwirtschaft zu betreiben und nebenbei Touristen auf seine Plantagen einzuladen. Wir redeten und redeten. Dieser leicht verrückte Engländer beeindruckte mich mit seinem mutigen Plan sehr. Was für eine Begegnung! Auch aus tierischer Hinsicht war unser Besuch im Wald ein Erfolg, von elf Primatenarten konnten wir an diesen Tagen sieben im Blätterdach der Bäume beobachten. Eine der Arten war natürlich der Schimpansen, aber auch dieses Mal war die Begegnung nur von sehr kurzer Dauer. Nichtsdestotrotz hatten wir riesiges Glück, dass wir einen Blick auf unsere scheuen Cousins im Wald erhaschten.

Einblick ins Dschungelcamp

Vom Regen in die Traufe

Mein Visum für Sierra Leone bis zum letzten Tag ausgenutzt, verliessen wir nach unserem Besuch im Regenwald das Land. Als wir die Grenze überquert hatten und uns gerade zum ersten Bier in Liberia anstiessen, klagte Jim über Kopfschmerzen und leichtes Fieber. Mit dem Schnelltest fanden wir schnell die Ursache: Malaria! Somit waren wir gezwungen einige Tage auszuharren, mit 40° Grad Fieber lässt es sich nicht mehr vernünftig fahren. Nachdem sich Jim ein wenig vom Fieberanfall erholen konnte, konnten wir die Grenzstadt verlassen und uns wieder in Richtung Strand aufmachen. Aber das Wetter und die Infrastruktur machten uns das Leben schwer. Der Regen war heftig, mit fast einem Meter Regen pro Quadratmeter im Monat Juni sehen die Regentage in der Schweiz im Vergleich alt aus. Camping wurde mehr oder weniger unmöglich, da jede ebene Fläche unter Wasser stand. Alles was ich besass war nass. Ich konnte nicht einmal waschen, da die Luftfeuchtigkeit so hoch war, dass die Kleider nicht trocknen konnten und nach einigen Tagen zu schimmeln begannen. So mussten wir uns oft Unterkünfte suchen, die meisten waren teuer und heruntergekommen. Es gab nie Strom und das Dach war jedesmal undicht.

Die Strassen in Liberia waren alles als langweilig

Neben dem Wetter und den Unterkünften war es auch mit Lebensmitteln schwierig. Wir konnten weder frische Früchte, noch Gemüse finden. Unsere Ernährung bestand mehr oder weniger aus Reis. Alles in Allem schlug uns Liberia aufs Gemüt und wir entschlossen uns, das Land eher zügig zu verlassen. Durch metertiefe Schlammpfützen kämpften wir uns Richtung Norden, immer weg vom Regen. Nun wandelten wir auf Pfaden, die wahrscheinlich nur von einer handvoll Europäer begangen wurden. Dementsprechend war die Neugier der Einheimischen riesig. Als wir nach mehreren Tagen Offroad in einem Dorf übernachteten, hatten wir etwa 100 Menschen um uns, die uns keine Sekunde aus den Augen liessen. Wir erfuhren am nächsten Tag, dass sich die Schüler geweigert hätten zur Schule zugehen und lieber um unser Camp herumstanden. Aber ausser Neugier erlebten wir nur Herzlichkeit. Auf den letzten Kilometer konnten wir uns dann schliesslich doch noch mit Liberia anfreunden.

Subaru auf Tauchgang
Ich fühlte mich wie ein Sternekoch mit all der Aufmerksamkeit

Obwohl wir eher schwierige Zeiten hinter uns hatten, würde ich die Erfahrungen gegen Nichts eintauschen. Ich bin sehr dankbar dass ich in eine solche tolle Gruppe gestolpert bin, es machte aus allem ein positives Erlebnis. Ich war auch froh die Elfenbeinküste zu erreichen, dort sollte das Reisen ein wenig einfacher werden. Doch klar sollte es anders kommen …

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