In Mauretanien suchte ich mir Hilfe um die erste grosse Hürde zu überwinden: Den senegalesischen Zoll. Doch nichts half. Nach vier Tagen vor dem Zollhäuschen musste ich einsehen, dass ich dieser organisierten Korruption alleine Nichts entgegenzusetzen habe. Nach diesem Debakel genoss ich die guten Strassen und besuchte neue und alte Freunde in Dakar. Gambia musste ich leider überspringen. Diese Entscheidung bereute ich aber nicht, da so ein Bisschen mehr Zeit für den wunderschönen Süden Senegals übrig war. Fröhliche Menschen, interessante Kultur und atemberaubende Natur waren nur ein paar der Dinge, die meinen Besuch in Senegal unvergesslich machten.
Mein Kampf mit den senegalesischen Behörden
Meinen ursprünglichen Plan über Mali nach Senegal zu fahren, hatte ich nach Gesprächen mit Einheimischen begraben. Doch mir wurde versichert, dass ich mit einigen Kontakten und Hilfe eines Einheimischen den Zoll ohne Probleme überqueren könne. Dieser Zoll ist ein Albtraum für viele Reisende, Korruption hat die Grenzübergänge zwischen Mauretanien und Senegal fest im Griff. Mit einem freundlichen Mauretanier, der mir versicherte schon viele Male mit Touristen nach Senegal gefahren zu sein, fuhr ich also an einen kleinen Grenzübergang. Mein Bauchgefühl sagte Böses voraus und wie bei vielen anderen Malen, sollte mein wichtigstes Reisewerkzeug recht behalten.
Dank meinem Begleiter war die mauretanische Seite ein Klacks. Auf der senegalesischen Seite nahm meine unbeschwerte Grenzüberquerung jedoch ein jähes Ende: Mit einer erfundenen Regel wurde meinem Fahrzeug die Einreise nach Senegal verweigert. Aber siehe da, jemand am Zoll hat einen guten Freund in der Stadt, der für eine “kleine” Gebühr die nötigen Papiere organisieren könne. “Klar” dachte ich mir, ich habe Zeit und einen eiserenen Willen. Nach vier Tagen diskutieren, drohen, Leute ansprechen und telefonieren musste ich mich geschlagen geben. Nichts zu machen. Dieser Grenzübergang nimmt schon seit Jahren Touristen aus, da die Zollbehörden hier schlicht und einfach am längeren Hebel sitzen. Alle sind involviert und profitieren, es machte mich krank. Mit eingezogenem Schwanz zahlte ich somit das verlangte Schmiergeld, verfluchte den senegalesischen Zoll und die Schweizer Botschaft in Dakar. Meine Reise erlitt an diesen Tag einen schmerzhaften Dämpfer.
Der Kampf nimmt dann doch noch ein Ende
Aber auch in den nächsten 250 Kilometer wurden meine Nerven aufs Härteste getestet. Auf dieser Strecke wurde ich an jedem Polizeiposten angehalten, meine Papiere kontrolliert und zweimal bekam ich sogar eine “Busse”. Beide Bussen waren lachhaft: Eine davon bekam ich, weil ich keine Papiere für mein Gepäck hatte und die andere, weil ich zu schnell gefahren sei. Wie man einem 30 Jahre alten Auto bei einer Tankstellenausfahrt zu schnell fahren konnte, konnte mir auch der Polizist nicht erklären. Gezahlt hatte ich natürlich nicht, hatte ich doch der Korruption den Kampf angesagt. Mit diskutieren und warten, verschwanden beide Bussen plötzlich, dafür verlängerte sich meine Reisezeit jedoch enorm und ich erreichte den anvisierten Campingplatz nicht vor dem Eindunkeln. Was für ein Höllenritt! Kutschen, spielende Kinder und Fahrzeuge ohne Licht machten die unbeleuchteten Strassen unsicher. Zum guten Glück schaffte ich es heil bis ins Ziel, doch hatte ich an diesem Tag mein Limit erreicht.
Danach konnte ich mich aber an einem wunderschönen Ort am Rande Dakars einige Tage erholen, was ich auch dringend nötig hatte. Ein Bekannter lud mich danach in Dakar ein, ich konnte bei ihm und seiner Frau übernachten. Somit hatte ich Zeit, Dakar ein Bisschen zu erkunden und mein Auto wieder auf Vordermann zu bringen. Kurz darauf meldete sich ein alter Freund, der mit seiner Frau und einigen Freunden ein Hotel am Strand eröffnet hatte. Na klar schaue ich da vorbei! Schnorcheln, Essen und Surfen, mehr konnte ich mir nicht erwünschen. Ich genoss die Tage sehr, endlich konnte ich Senegal die ersten schönen Momente abringen!
Senegals Schokoladenseite
Jetzt bekam ich endlich Senegals Seite zu Gesicht, die eigentlich von Anfang an erwartet hatte. Ich wurde andaurend eingeladen, lernte neue Menschen kennen und genoss die einheimische Küche. Leider wurde mir auf meinem Weg durch Senegal an der Grenze klar gemacht, dass Schweizer jetzt doch ein Visum für Gambia benötigen. Ich entschied mich für ein Transitvisum und mehr Zeit für den Süden Senegals. Mir wurde langsam bewusst dass ich nicht alles sehen und besuchen kann. Doch für mich war das die richtige Entscheidung.
Als ich Gambia durchquert war, änderte sich die ganze Landschaft schlagartig. Ich war jetzt nicht mehr in der sandigen Sahelzone, sondern mitten in üppigem Grün, Cashew-Plantagen und traditionellen Dörfern. Ich besuchte eine Biohonig-Projekt und campierte einige Tage in diesem Idyll. Selbstgepflückte Mangos, frischer Honig und kleine Wanderungen in den Busch standen auf der Tagesordnung. Jeden Tag aufs Neue, versuchte ich die farbigen Vögel und flinken Affen mit meiner Kamera zu erwischen. Später fuhr ich gemütlich die Küste und lernte viele Dinge über Animismus und die Geschichte der Casamance. So habe ich mir Westafrika genau vorgestellt ! Mein holpriger Start in Senegal war endlich verdaut und vergessen. Senegal hat mich zurückerobert!
Super spannende Berichte, freue mich auf den nächsten 😀
Vielen Dank, füḧl mich geehrt!