Ausbildung zum Buschmechaniker

In Abidjan hiess es wieder Abschied nehmen: Nach sechs abenteuerlichen Wochen verabschiedete sich mein Besuch Jedoch sass der neue Besuch schon im Flugzeug. Bis zur Ankunft musste ich die ersten mechanischen Probleme bewältigen. Mit einer Prise Glück und viel Zuversicht starteten wir unsere Reise nach Ghana. Dort genossen wir die Natur und machten Bekanntschaft mit Elefanten, Warzenschwein und co. Als wir die Grenze nach Togo überquerten nahm unser Glück ein jähes Ende und wir hatten wieder mit mechanischen Problemen zu kämpfen. Ich startete meine Karriere als Buschmechaniker und einige Tuben Sekundenkleber später konnten wir unsere Bruchlandung im togolesischen Busch abwenden.

Warmwasser und Backofen

Nach der offiziellen Hauptstadt der Elfenbeinküste, kam nun Abidjan, die inoffizielle Hauptstadt des Staates. Die afrikanische Strassensteuer war wieder einmal fällig: Die schwierigen Strassen hinterliessen Materialschaden. Ich musste zwei Schockabsorber auswechseln und meine Türe wieder gerade biegen. Nebenbei genossen wir die gemietete Wohnung in der Stadt, Warmwasser und Backofen wurden zur Fülle ausgenutzt. Nachdem wir die üblichen Erledigungen gemeistert hatten, zogen wir weiter an den Strand. Dort hausten wir im Vorgarten einer Bekannten. Die letzten Tage meines Besuches rückten näher und der nächste Besuch war schon fast mit einem Fuss im Flugzeug. Es schien schon fast Alles geregelt. Fast. Ich hatte bemerkt dass die Spannung meiner Batterie langsam nachliess und nutzte die Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Resultat: Alternator futsch.

Unsere „Aussicht“ auf Abidjan

Die Suche nach einem passenden Ersatz ging los. Als ich alle Schrottplätze und Mechaniker in der Umgebung erfolglos abgeklappert hatte, musste ich zurück in die Stadt. Dort sollte es einen riesigen Markt für gebrauchte Autoteile geben. Als ich dort ankam war ich von den Ausmassen dieses “Markts” überwältigt. Es war mehr ein Stadtteil mit zehntausenden von Menschen die zwischen ausgebauten Autoteilen hausten. Ich hatte keine Chance mich in diesem Labyrinth zu recht zu finden. Aber mir wurde schnell geholfen und innerhalb weniger Stunden hatte ich meinen Alternator. Mit Hilfe eines Freundes, einigen Fehlschlägen und einer riesigen Öllache war ich dann wieder fahrtüchtig. Mehr oder weniger, ein bisschen Improvisation war nötig und ich vertraute der Sache noch nicht 100%. Nun hiess es abermals Abschied nehmen. Nach sechs kurzen Wochen verliess meine Kollegin Afrika und stieg in das Flugzeug nach Hause. Ich bin bis heute sehr stolz auf sie. Ohne jemals einen Fuss auf einen fremden Kontinenten gesetzt zu haben, nahm sie alle Strapazen mit einem Lächeln. Nichts schien ihr ihre wohl verdienten Ferien zu vermiesen. Was für ein Naturtalent!

Alternatoren in Hülle und Fülle, nur keiner passt!

Elefanten in Sicht!

Nun stand aber schon der nächste Besuch vor der Tür und ich konnte es kaum abwarten. Einer meiner besten Freunde ist meinem Ruf ebenfalls nach Afrika gefolgt. Wir gingen schon lange durch dick und dünn und ich freute mich riesig auf unsere neuen Abenteuer. Aber auch er lernte schnell dass hier nicht alles ganz so einfach ist. Wir mussten ihm immernoch eines der schwierigsten Visas in Westafrika besorgen. Glücklicherweise kannte ich die Empfangsdame der Botschaft von Ghana und wir konnten nach kurzer Diskussion und einem Schokoladen-Croissant als Bestechung den Visaantrag einreichen. Wäre er abgelehnt worden, hätten wir durch die Krisenregion von Burkina Faso, Ghana umfahren müssen. Nochmals Glück gehabt!

Ohne weitere Vorkommnisse überquerten wir die Grenze nach Ghana. Wir machten einen grossen Bogen um die Hauptstadt und reisten langsam in Richtung des berühmten Mole Nationalparks. Unsere Route brachte uns immer weiter nördlich und plötzlich waren wir nicht mehr zwischen Bäumen und Büschen, sondern mitten in der Savanne. Nur wenige Kilometer machen einen riesigen Unterschied! Auf unserem Weg wurden wir in der Stadt Kumasi vom grössten Markt Westafrikas überrascht. Wir schlenderten dort einige Tagen durch die Marktstände und liessen uns vom afrikanischen Chaos treiben. Einige Tage später durchfuhren wir schon das Tor zum Nationalpark und mit Romet machten wir uns auf dem verlassenen Campingplatz breit. Elefanten standen nun für uns im Vordergrund und wir hatten Glück! Wir sahen die gemütlichen Riesen jeden Tag. Und nicht nur Elefanten, auch Warzenschweine und Paviane besuchten uns täglich an unserem Lager. Wiedermal ein voller Erfolg!

Wie jedesmal ist die Begegnung mit den sanften Riesen atemberaubend!

Campieren mit Bruchlandung

Vom Mole Nationalpark durchquerten wir den Norden Ghanas, nutzten die tiefe Bevölkerungsdichte und die offene Landschaft für wildes Campieren. Ob zwischen riesigen Felsbrocken oder im Feld eines Bauern, wir fanden immer ein schönes Plätzchen. So vergingen die Tage und schon fanden wir uns an der Grenze zu Togo wieder. Neues Land, neues Glück. Ohne grössere Probleme erhielten wir unser Visa und konnten unsere Reise fortsetzen. Wir blieben unserem bisherigen Vorgehen treu und suchten unser weiter abgeschiedene Orte für unser Camp. Natürlich hatte ich immer im Hinterkopf, dass das auch Mal nach Hinten losgehen kann. Und genau so kam es! Als wir am Morgen die Grenzstadt verlassen wollten, konnte ich nicht mehr bremsen. Irgendwie verlor ich eine Schraube an der Bremse und die ganze Bremsflüssigkeit versickerte im Boden. Glücklicherweise war das Problem in wenigen Stunden beseitigt. Als ich mit dem Mechaniker nochmals den Motor kontrollierte, bemerkte ich dass ich ein bisschen Öl verlor und zog die schuldige Schraube nochmal kräftig an. Geschichte fertig? Leider nein.

Langsam habe ich einen Riecher für schöne Campingplätze

So verliessen wir die Stadt und fanden einen wunderschönen Platz an einem abgelegen Tümpel. Gerade als ich den Motor abstellte bemerkte ich eine Öllache unter dem Auto. Scheisse! Unsere improvisierte Lösung in Abidjan kostete mich nun das Gewinde einer Ölschraube und das Öl spritzte nur so aus der Ölpumpe. So musste ich die Ölpumpe im Busch ausbauen, am nächsten Tag per Anhalter in die nächste Stadt und dort eine Lösung suchen. Glückerweise entschied ich mich für ein 30 Jahre altes Auto und nicht für eines der neueren, empfindlicheren Exemplare. Ich konnte irgendwie eine Gewindfräsemaschine ausfindig machen, ein neues Gewinde fräsen und mit ein bisschen mehr afrikanischer Improvisation die Schläuche auf passende Grösse bohren. Nach zwei weiteren Tagen und zwei Tuben Sekundenkleber waren wieder startklar. Es ist nicht nur ein Abenteuerurlaub, sondern ich werde täglich mehr zum Buschmechaniker!

Es gibt wohl schlimmere Orte für eine Panne

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint die USA zu sein, der Kontinent mit den unbegrenzten Möglichkeiten ist mit Sicherheit Afrika. Oft sieht man sich verloren, doch kann ein Schokoladen-Croissant oder eine Tube Sekundenkleber plötzlich den Unterschied machen. Alles ist möglich, obwohl immer Alles unmöglich scheint. Hier lernt man nicht nur, sich in jeder Lebenslage zurecht zu finden, sondern auch jeden Moment zu geniessen und niemals aufzugeben.