Nach unserem Grenzübertritt nach Guinea-Conakry, fuhren wir entlang der Küste in Richtung Conakry. Viel Zeit um das Land zu erkunden blieb uns nicht, da mein Freund in einigen Wochen schon wieder von Sierra Leone Nachhause fliegen sollte. Entlang Bilderbuch-Sandstränden arbeiteten wir uns gemächlich in die Hauptstadt des Landes vor. Nach Guinea erkämpfte sich Sierra Leone noch unsere Herzen. Die Zeit verging wie im Flug und schon hiess es wieder Abschied nehmen. Bis dahin galt es aber noch viel zu erleben! Was für eine Reise!
Sandstrände und Bauxit-Minen
Endlich in Guinea-Conakry machten wir uns schnell daran, die Grenzstadt Boké und ihre düstere Wildwest-Minenstadt-Atmosphäre zu verlassen. Auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht fanden wir uns plötzlich an einem kilometerlangen Sandstrand wieder. Im Schatten von Kokosnusspalmen liessen wir für einige Tage unsere Seele baumeln, versuchten unser Glück wiedereinmal mit Angeln und bekämpften die Hitze mit kühlem Bier. Solche Strände wären auf jedem anderen Kontinent übersäht mit Touristen, jedoch hier waren wir die einzigen weit und breit.
Wir waren aber bei weitem nicht die einzigen Ausländer in der Region. Es wimmelte von grossen Lastwagen, Frachtschiffen und Minenkomplexen – davon alle in westlicher oder chinesischer Hand. Ein Netz von perfekten Strassen, Förderbänder und Häfen durchzogen das Land. Jedoch kreuzten wir die perfekten Strassen nur, ähnlich einem Bahnübergang. Der Zivilbevölkerung war es untersagt die Strassen zu benutzen und auch wir waren somit gezwungen, unsere Reise über die schrecklichen Staatsstrassen zu bewältigen. Für uns war die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen durch ausländische Konzerne und die abwesende Entwicklung des Landes fast schon pervers, Nichts schien der lokalen Bevölkerung zu Gute zu kommen.
Nicht schon wieder eine Stadt!
Nach einem kurzen Ausflug in die Berge Guineas mussten wir Wohl oder Übel wiedereinmal in eine Stadt, und noch in die berüchtigste ganz Westafrikas. Schon als wir auf die Halbinsel Conakrys abbogen waren die Strassen verstopft, die Luft verschmutzt und Chaos allgegenwärtig. Wir versuchten unseren Besuch so schnell wie möglich hinter uns zu bringen. Rein, Sierra Leone Visum holen und wieder raus. Neben all den Übeln einer afrikanischen Grossstadt, machte auch der Ramadan uns das Leben schwer. Einen kleinen Snack für Zwischendurch? Leider nein. Kühles Bier an der Bar? Weit gefehlt. Wir hatten jedoch Glück und das Visum war schnell im Sack, und schnell wir schnell wieder aus der Stadt. Conakry wird mir aber lange in Erinnerung bleiben. Keine andere Stadt, weder in Asien noch in Afrika, kommt nur einigermassen an diesen riesigen Haufen Chaos heran.
Schon wieder stand das nächste Land auf dem Reiseplan und der Abschied meines Besuchs rückte näher. Überraschenderweise war unsere Einreise nach Sierra Leone unproblematisch und die Strassen einigermassen befahrbar. Auf unserem Weg nach Freetown machten wir an einem wunderschönen Fluss halt. Die Neugier der Einheimischen war gross, unser Treiben wurde mit grossen Augen bestaunt. Mit Mückenstichen übersäht packten wir am nächsten Tag unsere sieben Sachen und legten die letzten Kilometer nach Freetown zurück. Doch es blieben noch einige Tage Zeit bis zum Abschied. Diese Tage wollten wir nochmals richtig geniessen und entschieden uns am Strand auf dem Weg nach Freetown zu bleiben. Sierra Leone übertraf schon jetzt alle Erwartungen und wurde mein Favorit der bisher bereisten Ländern. Unglaublich liebenswerte Menschen, viel Natur und jeder verstand Englisch – und dieser Strand, Bureh Beach, war wirklich ein Paradies auf Erden!
Eine Reise geht zu Ende
Vor der Abreise, erkundeten wir die Freetown. Nach Conakry war die Atmosphäre in Freetown recht angenehm. Wir fanden Unterschlupf in einer katholischen Mission. Warum nicht ein Hotel wie normale Menschen? Obwohl das alltägliche Leben relativ günstig ist, sind die Preise der Hotels in den Städten exorbitant, weil Tourismus praktisch nicht existiert und nur offizielle Staatsbesucher und Diamanthändler Sierra Leone besuchen. Wir tranken noch einige Bier auf unseren naherückenden Abschied und versuchten das Boot zum Flughafen am nächsten Tag zu erwischen. Aber bis jetzt waren wir praktisch ohne grössere Debakel nach Freetown gelangt, etwas muss ja noch passieren. Und natürlich musste es – in letzter Minute.
Natürlich denkt man bei Flughäfen an grosse und moderne Gebäudekomplexe. Nicht hier. Dreimal täglich geht ein Schiff von Freetown über das Flussdelta zum Flughafen. An diesem Tag, schafften wir es das letzte Boot zum Flughafen zu verpassen. Lektion gelernt! Zum Glück konnte er ein Privatboot chartern, was jedoch nur mit ein “wenig” Bargeld möglich war. Nach der üblichen Preisdiskussion musste mein Freund auch schon aufs Boot und ab zum Flughafen.
Ich habe die Zeit wirklich genossen. Das zweite Mal zu zweit in Afrika und wieder hatten wir eine unvergessliche Reise hinter uns. Für mich war es Glück aus vielerlei Hinsicht: Ich wurde nicht nur finanziell entlastet, auch hatte ich endlich wieder jemanden, mit dem ich meine Erfahrungen teilen konnte. Dazu kommt, dass ich jetzt Jemanden Zuhause habe, der meine verrückten Erzählungen aus Afrika glaubhaft belegen kann. Wir hatten die ganze Palette erlebt: Verrückter Grenzübertritt, Schimpansen und afrikanisches Chaos vom Feinsten. Unvergessliches Afrika.
Sehr coolFabian – gnüss dia tolla Erlebnis. Das weckt grad s Reisefiaber wieder in mir…..bi jo omol 7 Monat im südlicha Afrika am umatrampa gai…lang lang isch her…
Gruass
Urs