Afrikanische Achterbahn

Nun stand Guinea-Bissau als nächstes auf dem Plan. Die ehemals portugiesische Kolonie wird auch als das Brasilien Afrikas bezeichnet. Capirinhas am Strassenstand, überall hört man Musik und alle Menschen lächeln. In Bissau ging ich auf Visajagd und holte mir das Visum für Guinea-Conakry und Elfenbeinküste. Ausserdem erwartete ich mit Freuden meinen Besuch aus der Heimat. Ein Freund entschloss sich, mich von Bissau nach Freetown in Sierra Leone zu begleiten. Zusammen erkundeten wir den Regenwald von Guinea-Bissau und fischten in Mangrovensümpfen. Aus dem Bauch heraus entschieden wir, die Grenze durch den Busch zu überqueren. Was für ein Höllenritt! Von Senegal tauchte ich in ein Westafrika ein, dass neben wunderschöner Landschaft und gutmütigen Menschen, auch viele Hürden zu meistern bietet.

Besuch!

Die Grenze zwischen Senegal und Guinea-Bissau war für mich schnell Geschichte, dieses Mal gabs keine Probleme. Schon nach den ersten Metern erkennt man, dass man sich mit einem Sprung in den Top Ten der am wenigsten entwickelten Ländern der Welt befindet. Die Strassen waren kilometerweise in einem so schlechten Zustand, dass die Einheimischen einfach neben der Strasse fuhren. Elektrizität ausserhalb der Hauptstadt war eine Seltenheit, fliessend Wasser eine positive Überraschung. Trotzdem wurde ich mit offenen Armen empfangen, auch wenn die Sprachbarriere gross war. Viele Menschen die ursprünglich aus Senegal stammen, sprachen glücklicherweise neben Portugiesisch auch noch Französisch.

In der Hauptstadt nutzte ich die Zeit bis zur Ankunft meines Kameraden mit der Beschaffung von Visas, geniessen von Bier und Capirinhas. Bisher waren alkoholische Getränke verpönt, nun konnte man sich endlich wieder ein kühles Bier in Plastikstühlen am Strassenrand gönnen. Doch bald war es soweit und das Flugzeug meines Freundes landete in Bissau, nun machten wir zusammen die Stadt unsicher. Auf dem Weg in den Nationalpark kamen wir an einem wunderschönen Fluss mit lauter kleinen Wasserfällen vorbei. Kurzerhand machten wir Halt, schlugen unser Camp auf und zeigten den einheimischen Jungen wie wir “Blancos” mit unseren komischen Stecken fischen. Neben uns badeten Kinder und die Mütter wuschen die Kleider in den Wasserfällen. Wie aus dem Prospekt im Reisebüro, nur keine anderen Toursiten in Sicht!

Im grünen Meer

Westafrikanischer Stummelaffe beobachtet uns aus der Baumkrone

Mit dem Ziel die Schimpansen Guinea-Bissaus zu treffen, fuhren wir also in den Nationalpark von Cantanhẽz ein. Die Strassen waren so schlecht, dass wir für 50 km mehr als 3 Stunden benötigten. Die ersten Matschpfützen wurden erflogreich überwunden. Der Regenwald war sehr eindrücklich und scheinte uns im dichten Grün zu verschlucken. Leider konnten die Schimpansen nicht gefunden werden, somit verbrachten wir die freien Tage im Wald mit fischen. Im Einbaum versuchten wir unser Glück in den Mangrovensümpfen. Wir tauchten völlig im Dorfleben ein und fragten den Einheimischen Löcher in den Bauch. Nach drei Tagen konnten wir immernoch nicht zu den Schimpansen, somit mussten wir unser Besuch leider abblasen. Niemand konnte die scheuen Tiere im dichten Busch finden.

Als wir jedoch losfuhren, huschte plötzlich ein Affe vor uns über die Strasse. Neben uns im Dickicht machten sich die Schimpansen lautstark bemerkbar. Unsere Strapazen wurden doch noch belohnt! Gut gelaunt entschieden wir uns dieses Mal, eine kleinere Grenzüberquerung zu meistern. Alle versicherten uns dass die Strasse gut sei und das Boot tüchtig Leute über den Fluss befördert. Wir konnten den Anfang der Zollstrasse kaum finden und an der ersten Barriere mussten die Beamten zuerst angerufen werden, damit uns jemand durchwinken konnte. Unsere Zuversicht löste sich schnell in Luft auf.

“Not far”

Kleine Besucher in unserem Dschungelcamp

Als wir uns endlich zum Boot vorgekämpft hatten, wurde uns gesagt, dass das Boot nicht mehr funktioniert. Man könne aber ganz einfach die Stelle umfahren und den Fluss flussaufwärts durchwaten. Völlig naiv bogen wir somit über das kleine Fussballfeld auf einen Trampelpfad. Jeder Meter wurde schlimmer als der Vorige und bald konnten wir uns nur noch im Schritttempo fortbewegen. Mit Wurzeln überwachsene Hügel und ausgetrocknete Flussbetter stellten sich uns abwechselnd entgegen. An einer ausgewaschenen Stelle, sahen wir uns dann geschlagen, ich schaffte es nicht meinen Freund hinter dem Steuerrad durch die grossen Steine zu weisen. Unsere Augen fielen uns fast aus dem Kopf, als wir einige Meter weiter einen vollgeladenen Sattelschlepper erkennen konnten. Das gibts auch nur in Afrika! Die Strapazen konnte man der ganzen Mannschaft ansehen, auch war ein Reifen beim Aufstieg über die Steine explodiert. Mit ihrer Hilfe konnten wir unser Hindernis überwinden, waren sie wohl Profis auf diesem Gebiet. Wir kamen glücklicherweise auch noch am Sattelschlepper vorbei, was uns auch noch einige Schweisstropfen bescherte.

Aus heiterem Himmel standen wir somit am Fluss, an der wir ihn auf einer mit grossen Rissen überzogenen Felsplatte queren sollten. Als wir uns langsam durch das knietiefe Wasser manövrierten, wurden wir neugierig von den badenden Kinder und waschenden Frauen beäugt. Natürlich sollte hier unser authentisches Afrikaerlebnis noch kein Ende nehmen: Wir mussten ja noch über den Zoll! Nach weiteren Kilometer auf Nadeln näherten wir uns einer Schnur, die über die Piste gespannt wurde und den Grenzübergang markierte. Zuerst musste der Ranghöchste auf Platz geweckt werden, wir setzten uns in den Schatten der kleinen Hütte in der wichtig Hühner umherstolzierten. Neben einem kleinen Holztisch bestand das Zollbüro nur noch aus einer Hängematte und einem Plastikstuhl. Bald waren wir von Kindern und Zöllner in Flip-Flops umringt. Nach den gewöhnlichen Diskussionen steckten wir wiedereinmal in der Bürokratie Afrikas fest: Niemand wusste welches Einreise-Dokument ich für mein Auto benötigte. Uns wurde ein Zöllner ins Auto gesetzt und zusammen rumpelten wir weiter in die nächste Stadt zum Zollhauptquartier der Region. Nach acht Stunden auf Achse war unser Ritt immer noch nicht vorbei. Wieder mussten wir auf die zuständigen Beamten warten. Vom Zollbüro ging es weiter zum Haus eines Ranghöheren, in dessen Wohnzimmer mir erklärt wurde, dass sie nun das alte Zolldokument aus Guinea-Bissau kopieren und ein Stempel darunter setzten. Unkonventionelll, aber sollte funktionieren. Mit dem Papier in der Hand fanden wir uns nun offiziell und legal in Guinea-Conakry wieder. Authentischer kann ein Afrikatrip kaum sein, an diesen Tagen hatten wir wirklich alles erlebt!

3 comments on “Afrikanische Achterbahn

  1. hallo fabian,
    habe deine reiseberichte sehr genossen!!!!
    freue mich auf weitere.
    gute fahrt!!!!
    liebe grüsse aus dem Wallis,
    sieny

  2. Hoi Fabian
    Es isch allawil wider en Gnuss,dini interessanta, ufregenda Bricht z’lesa.
    Ma isch zmitts dienn…..
    Mach wiiter asoa.
    LG Vito und Fam.

  3. Hallo Fabian,
    Deine Berichte sind sehr interessant und sie erinnern uns an unsere Zeit in Peru. Wir freuen uns auf weiter Abenteur. Viel Glück und Geduld weiterhin.

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